Pax Dei
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Erlöserinnen, teil 1

Wie alles begann – die erste Erlöserin

Das Äon, in dem wir leben, die jüngste Inkarnation des Gartens der Lüste, währt nun fast vier Jahrtausende. Protennoia, die erste Erlöserin, betrat im Paradiesgarten unsere Welt – an jenem Ort, an dem heute Axis Mundi steht. Ihre Nachkommen wurden die ersten lebenden Menschen. Die paradiesischen Kinder gefielen dem Herrn und so erlaubte er ihnen, sein Juwel der Schöpfung auf ewig zu bewohnen, sich zu vermehren und schließlich die Erde zu bevölkern.
Protennoia war nicht nur Mutter und Vater aller heute lebenden Menschen, sondern auch die erste Erlöserin dieses Äons, die die Sünden aller, die auf Erden wandelten, wegwusch. Seit Protennoias Wirken sind acht Erlöserinnen und Erlöser auf der Erde erschienen, und jedes Mal stärkten sie die Herrschaft Gottes über die Kinder der Erde. Sie alle offenbarten neue Weisheiten, Geschenke des Allmächtigen, die es den Menschen ermöglichten, Gottes wundersame Schöpfung auf neue und immer glorreichere Weise zum Ausdruck zu bringen.
~ Auszug aus dem Gyronomicon

Armozels Torheit

Während der großen Invasion des Dunklen Herrschers im zwölften Jahrhundert nach der Schöpfung wurde uns Armozel als fünfter Erlöser offenbart. Als siebter Sohn eines gothianischen Zimmermanns lehrte er die Menschheit, die Metalle der Erde mit dem göttlichen Geist zu erfüllen und sie zu Werkzeugen, Waffen und Rüstungen zu formen. Armozel war der erste Erlöser, der unter der Sonne geboren wurde und nicht aus dem Himmel zu uns herabstieg.
Vier Jahrzehnte nach Phaionios’ Himmelfahrt wurde Armozel rastlos. Seine Handwerkskunst und sein Geschick hatten ihm jeden nur erdenklichen Wunsch erfüllt. Diesen Moment der Schwäche nutzte der Täuscher, um ihm eine Falle zu stellen, die seinen Ehrgeiz erneut entfachen sollte. In der Gestalt des Engels Chamuel besuchte er Armozel im Traum und führte ihn unter den großen Berg Medula, jenseits der heiligen Siegel des vierten Erlösers. Dort zeigte er ihm die endlosen Hallen und Kammern, in denen kaltes Metall die Wände säumte und funkelnde Edelsteine den Weg leuchteten.
Ohne den Allvater um Rat zu ersuchen, versammelte Armozel erneut die Söhne des Lichts, das große Heer der Paladine, die ihm und Phaionios während der großen Läuterung zur Seite gestanden hatten. Sein Verlangen nach den Schätzen, die unter dem Berg schlummerten, und der Stolz, der beim Anblick Tausender seiner heiligen Ritter in ihm aufstieg, ließen ihn den Frieden Gottes missachten. Und so brachen die Siegel.
Einen Tag und eine Nacht lang ritten die Söhne des Lichts durch die Tore von Medula, stiegen in den Berg hinab, sangen Loblieder auf den Herrn und verspotteten die dunklen Mächte, die sie in den Tiefen erwarten würden. Armozel, der in der Mitte der Kolonne ritt, betrat den Berg bei Sonnenuntergang.
Weder er noch ein einziger seiner strahlenden Paladine wurde je wieder gesehen.
~ Echos von Cimeron 1:22
CA - Armozel

Die Gegenwart

Seit der Ermordung des letzten Erlösers ist fast ein Jahrhundert vergangen. Kein heiliger Abgesandter des Göttlichen hat sich seitdem mehr auf der Erde gezeigt. Keine Propheten, keine Erlöser und keine neuen Heiligen wurden uns offenbart, und alles, was uns blieb, waren die gelegentlichen Gerüchte über ferne Manifestationen des Göttlichen. Der Heilige Stuhl steht leer und nur Schutt und Asche ist von den großen Königreichen der Herzlande übrig geblieben. Die sagenumwobenen Klöster, die von Oroael, dem sechsten Erlöser, gegründet wurden, liegen geplündert und verlassen da und die großen Paladin-Festungen von Armozel, dem fünften Erlöser existieren nur noch in Legenden und Gerüchten.
Hat das Göttliche seine Kinder verlassen?
Niemand kann diese Frage beantworten, doch eines ist sicher: Der Pax Dei, der Schutz des Göttlichen, wird immer schwächer. Immer größere Landstriche fallen der Finsternis anheim, die sich von den Grenzlanden her ausbreitet, und die Lakaien des Dunklen Herrschers werden von Jahr zu Jahr wagemutiger. Der einzig zivilisierte Ort, der noch auf dieser Welt existiert, ist Axis Mundi selbst – zumindest hoffen wir das. Seit der Ermordung des Loios durfte niemand mehr diesen Ort betreten, und es gibt nur eine Handvoll Siedlungen in der Nähe.
Die Schöpfung schreit nach ihrer Erlösung, sie schreit nach fähigen Körpern und Köpfen, die sich der hereinbrechenden Finsternis entgegenstellen, das Banner des Lichts ergreifen und die Mächte des Bösen dorthin zurücktreiben, woher sie gekommen sind. Zu diesem Zwecke müssen die alten Felder neu bestellt, die Bäume gerodet, die Straßen erneuert, Dörfer gebaut und Industrien geschaffen werden. Die verloren gegangene Weisheit früherer Jahrhunderte muss wiederentdeckt werden, Reliquien und heilige Stätten ausgegraben, Kirchen gebaut und der Wille des Göttlichen durch stolze Bastionen des Glaubens bekräftigt werden, sowohl in der Heimat als auch in den entlegensten Winkeln der Welt.
~ Die Annalen der Weisen, letztes Kapitel.